1948 – “unsere heilige Pflicht…”

Am 23. Mai 1948 veröffentlichte das Organ des Jüdischen Zentralkomittes in der britischen Besatzungszone, “Wochenblatt”, einen Mobilisierungs-Aufruf…: “Der Staat Israel ruft alle Jugendlichen von 17 bis 35 Jahren, einschließlich kinderloser Verheirateter, auf, sich sofort zur jüdischen Armee in Israel zu melden…”

Am 6. Juni 1948 versammelte sich die jüdische Jugend im Landes Rheinland-Westfalen im Gemeindesaal der Stadt Köln. Nach einem kurzen Vortrag Hermanns wandte sich einer der Jugendlichen an seine anwesenden Kameraden mit folgenden Worten: “Kameraden! Dr. Helfgott kam nicht nur als Rabbiner zu uns, sondern auch als Soldat und Kommandant… Wir haben dem Ruf zu folgen. Debatten sind zwecklos…. Und wir müssen wissen, was unsere Pflicht ist. Wenn wir drei Jahre nach der Befreiung unsere Pflicht gegenüber dem jüdischen Volk nicht begriffen habe, ist jeder Überzeugungsversuch nutzlos. Es ist unsere heilige Pflicht, die Stunde nicht zu versäumen…!

Nicht immer hatte der Volksdienst eine leichte Arbeit. Es gab auch Fälle der Drückebegerei. Die Führer mancher Gemeinden sahen mit dem Abgang der Jugendlichen ihre Existenz bedroht.

Aus: Zvi Asaria: Wir sind Zeugen, Hannover 1975, S.171 f.

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Asaria in BelsenHermann Helfgott (Zvi Asaria), geb. 1913, jugoslawischer Rabbiner, seit 1941 in deutscher Kriegsgefangenschaft, wurde nach der Befreiung 1945 Oberrabbiner für die britische Besatzungszone. Im DP-Lager Bergen-Belsen und anderswo unterstützte er die dort lebenden Juden; 1948 war er für das “National Recruitment Office” der Jewish Agency aktiv, die jüdische Überlebende für die paramilitärische “Hagana” anwarb. Von 1948-1953 in Israel, dann bis 1961 in Köln als Rabbiner und in Entschädigungsfragen tätig, wirkte 1955 an der Einweihung der Synagoge Recklinghausen mit; anschließend erneut in Israel in Bildungswesen und Gedenkarbeit. Er verstarb 2002.

Hier zwei Videos mit seinen Erinnerungen (Ivrit mit engl. Untertiteln):


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