Zum Nachweis ihrer Zugehörigkeit und intensiven Verbundenheit mit Deutschland verwiesen jüdische Autoren bis in die 1930er Jahre – meistens vergeblich – auch auf ihren großen Einsatz in verschiedenen Kriegen. Der Mathematiker Julius Rothholz zum Beispiel hob in seiner 1925 erschienenen Broschüre „Die deutschen Juden in Zahl und Bild“ die große jüdische Beteiligung an den Freiheitskriegen, an den Feldzügen 1866 und 1870/71 hervor. In der Weimarer Zeit wurde dann das jüdische Engagement im Ersten Weltkrieg zu einem wichtigen Argument: Durchschnittlich 130 jüdische Gefallene je 1.000 dienstfähige Männer (bei einem Bevölkerungsanteil unter 1%) zeigten, dass die seit 1916 mit der sog. „Judenzählung“ geschürten Gerüchte über jüdische „Drückebergerei“ vor dem Frontdienst haltlos waren. Grundlage dieser Analyse war die amtliche preußische Statistik.
Aus Westfalen enthält diese Statistik Daten zu den Regierungsbezirken Münster, Minden und Arnsberg; für diese Regionen wird eine Gefallenen-Quote von 1,2 %, 1,4 % und 1, 15 % festgestellt.
Aus mehreren Städten wird berichtet, dass während des sog. April-Boykotts am 1.4.1933 jüdische Geschäftsleute ihre Orden aus dem Ersten Weltkrieg anlegten und so selbstbewusst dem boykottierenden Publikum und der SA entgegentraten.
Den Hinweis auf diese Schrift verdanken wir Harald Lordick vom S. L. Steinheim-Institut an der Universität Duisburg-Essen. Mehr zum herausgebenden Philo-Verlag und seinem Kampf gegen den Antisemitismus in seinem Beitrag hier in „Kalonymos“, Heft 1-2015.