Zuwanderer und Gemeindeleben – heute

Hier fühlen wir, dass ja das jüdische Leben präsent ist. Was es auf sich hat. So haben wir einen älteren Mann, vom Jahre 1922, er hat den Krieg durchgemacht und so was alles. D.h. er wird 87 Jahre alt, und er kommt regelmäßig; wir haben einen mit 92 Jahren, mit Rollstuhl, der kommt jeden Samstag. Er sagt: „Wenn wir nicht kommen“ – sagt er – „wer dann?“. Das ist das jüdische Leben, wofür wir herkamen! Darum denke ich also, wir kamen hierher, um das jüdische Leben zurückzugewinnen.

Als wir zuerst kamen, zu Rosch-ha-Schana 1992, so gingen wir rein, da saßen dort im Gebetsraum etwa 20 einheimische Juden. Ja, sie waren meistens polnischer Abstammung, aber jedenfalls ihr ganzes Leben lang, nach dem Krieg, wohnten sie [hier] …Sie alle, natürlich, haben den Holocaust überlebt, sie waren in KZ, klar. Hier waren auch jüdische [Menschen], auch einheimische Juden, die deutschen Juden. Noch waren sie da. Jetzt: keiner mehr!. D.h. wenn wir, die Ankömmlinge, nicht hier wären, so wäre hier kein Leben.

Semen Ch. (Gelsenkirchen) in einem Interview 2009


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