„Polen-Aktion“ hieß im Nazi-Jargon die Abschiebung Tausender in Deutschland lebender polnischer Juden im Oktober 1938. Reichsweit wurden ungefähr 17.000 Juden polnischer Herkunft mit ihren Familien in den Morgenstunden verhaftet. Fast alle großen deutschen Städte erlebten Razzien und Verhaftungen: von beispielsweise 600 Personen in Dortmund, 420 in Essen, 70 in Gelsenkirchen, 55 in Bottrop, 361 in Düsseldorf, mehr als 2.000 in Berlin, 2.000 in Frankfurt am Main…
Die Verhafteten wurden zunächst festgehalten und dann zu bereit stehenden Zügen geleitet. Die Mehrzahl der Betroffenen fuhr in die Ungewissheit – viele von ihnen waren noch nie in Polen gewesen. Zu den Betroffenen gehörten auch die Dortmunder Familie Schiffmann und die Dorstener Familie Reifeisen.
Es gab mehrere Zielorte – der wichtigste war die polnische Grenzstation Zbąszyń (Bentschen) in der Provinz Posen. Die polnischen Behörden versuchten, die Züge abzuweisen, die Insassen wurden oft zu Fuß sieben Kilometer weit auf die Grenze zu getrieben, Familien, Greise, von ihren Eltern getrennte Kinder und Jugendliche irrten durch das Niemandsland und wurden schließlich notdürftig – in stillgelegten Fabriken usw. – aufgenommen.
Ungefähr 3.000 Menschen konnten in den ersten Tagen innerhalb Polens weiterreisen – der Rest wurde dort zwangsweise festgehalten, teilweise bis zum Kriegsbeginn 1939, und lebte von Spenden und Selbsthilfe.