Im kleinen Ort Kaunitz, zwischen Lippstadt und Verl, befreite am 1. April 1945 die US-Armee 830 Frauen aus dem Buchenwald-Außenlager Lippstadt, die dort Zwangsarbeit leisten mussten. Am 29. März 1945 sollten die Frauen nach Bergen-Belsen verbracht werden, doch der Todesmarsch endete bereits nach 25 km. Die Aufseher flohen vor der anrückenden US-Armee und ließen die Frauen auf einem Feld zurück.
Zur Unterbringung der überwiegend aus Polen und Ungarn stammenden Überlebenden im Alter von 14 bis 20 Jahren entstand im Dorf ein Camp für »Displaced Persons«, gegen den Widerstand der Bevölkerung. Man quartierte die Frauen in beschlagnahmten Häusern und bei Familien ein.
Ab 1948 gab es eine funktionierende Schule des ORT (Organisation, Reconstruction, Training), einer nichtstaatlichen jüdischen Organisation zur Förderung der Ausbildung unter Juden, in Kaunitz. Da es den Verantwortlichen gelungen war, einige Nähmaschinen zu organisieren, und es genügend Altkleider gab, führte die ORT-Schule in Kaunitz vor allem Schneiderkurse durch. Ende Mai 1948 wurden dort 40 Schülerinnen zu Bekleidungs- oder Wäscheschneiderinnen ausgebildet.
Die Mehrzahl der jungen Frauen blieb in Kaunitz bis zur Auflösung des Camps 1950. Die meisten fanden eine neue Heimat in Israel und Nordamerika.
Mehr zum DP-Lager Kaunitz in einem Zeitungsartikel vom Febr. 2015.