Alternativer Text Postkarte 01

Eine Postkartensammlung zu Ehren des Kaisers

Als Grete Sternberg aus Werther (geb.1899 – 1943 ermordet) 1932 Alfred Weinberg heiratete und von Erwitte nach Werther zog, hatte sie ein großes Album im Gepäck. Es enthielt Hunderte von Postkarten mit patriotischen Motiven, die sie als junges Mädchen in ihrer Begeisterung für Vaterland und Kaisertum gesammelt hatte – eine einzigartige Sammlung.

Nur einige wenige Karten sind beschrieben und übermitteln konkrete Nachrichten, meist Grüße zum Geburtstag, guten Wünsche zum Neuen Jahr, Grüße aus dem Kur- oder Urlaubsort, Danksagungen für Frontpäckchen oder Jungmädchenkonversationen wie „Wie war deine letzte Tanzstunde?“ und ähnliches. Eine eifrige Mitsammlerin, Else Mergentheim aus Leer, Ostfriesland, bezieht sich in ihren Kommentaren manchmal auf das Motiv der Postkarte „Ich habe noch keine Königin Luise besorgen können“ oder „Wie gefällt Dir der Landsmann Emmich?“ oder »Herta (Gretes Schwester) wird demnächst den tapferen Westfalen Otto von Weddigen von mir bekommen« oder „Die Karte soll Dich an Preußens große Zeit erinnern!“ Verwandte und Freunde steuerten Postkarten mit leicht ironischen Nachrichten zu Gretes Sammlung bei, etwas: „Für die Vergrößerung Deiner Kriegsvetternansichtskartensammlung.“

In der Kleinstadt Werther führte das Ehepaar Weinberg ein traditionsreiches Textilgeschäft. Unmittelbar bevor Grete Weinberg mit ihren beiden Söhnen am 31. März 1942 nach Warschau und danach in das Vernichtungslager Treblinka deportiert wurden, vertraute sie das Album einer Nachbarin an, die es Anfang der 1990er Jahre Lore Shelley, der überlebenden Nichte Grete und Alfred Weinbergs, übergab, als diese die Stätten ihrer Kindheit besuchte.

 


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