Die Überlebenden schlossen sich schon im Sommer 1945 zu Gemeinschaften zusammen, in Dortmund wurde die Jüdische Gemeinde im August 1945 wieder gegründet. Der erste Gottesdienst nach Kriegsende wurde zu Rosch Haschana im September 1945 gefeiert. Einen Betsaal gab es noch nicht, die Gemeinde kam in einer Privatwohnung zusammen. Im selben Jahr fanden auch in Gelsenkirchen, Herford, Herne und Warendorf die ersten Gottesdienste statt. Die Synagoge in Warendorf war nicht zerstört worden, hier traf sich die Jüdische Gemeinde Münster. Die Herforder Gemeinde versammelte sich in ihrem früheren Gemeinde- und Schulhaus, doch die überwiegende Mehrheit der ersten Gottesdienste fand in Privathäusern statt.
Von den über zweihundert Synagogen, die bis 1938 in Westfalen und Lippe genutzt worden waren, waren 1945 noch etwa siebzig erhalten; der Großteil jedoch in Orten, in denen es keine jüdische Bevölkerung mehr gab. In der Regel wurden diese Synagogen einer neuen Bestimmung zugeführt, sie wurden von ihren neuen Besitzern beispielsweise als Wohnhaus, Werkstatt oder Ladenlokal genutzt.Lange Zeit gab es kein öffentliches Interesse an den ehemaligen Synagogen. In den Ortschaften in Westfalen, in denen es genügend jüdische Überlebende und Rückkehrer gab, um eine Gemeinde zu gründen, blieb es lange Zeit bei provisorischen Beträumen. Zum einen herrschte gerade in den Städten aufgrund der Bombenschäden großer Mangel an Wohnraum, zum anderen schien die Zukunft der meist recht kleinen Gemeinden so ungewiss, dass sich die Frage nach dem Neubau einer Synagoge erübrigte.
Die jüdischen Gemeinden waren in dieser Frühphase für die Mitglieder religiöse Institution und soziale Hilfsorganisation zugleich. Sie halfen insbesondere bei der Suche nach Vermissten. Die Gemeinden und andere jüdische Organisationen legten Suchkarteien an und sammelten Informationen.
aus: LWL-Portal „Westfälische Geschichte“ – dort auch mehr zum Thema“!