„Kindertransport-Kinder“

Nach der Pogromnacht im November 1938 gab es in England Sympathiekundgebungen für die deutschen Juden. Jüdische und christliche Gruppen schlugen die Aufnahme von Kindern und Jugendlichen vor. Die Jüdische Gemeinde sagte die geforderten Garantiesummen zu, und die Regierung erlaubte die Einreise von Kindern unter 17 Jahren ohne Begleitung. Mehr als 10.000 unbegleitete Kinder wurden mit dieser Aktion „Kindertransport“ gerettet. Die Jungen und Mädchen im Alter von vier Monaten bis zu 17 Jahren fuhren ohne Eltern in ein Land, dessen Sprache und Kultur sie nicht kannten. Ihre Eltern sahen viele der Kinder am Bahnhof ein letztes Mal, die meisten von ihnen wurden später deportiert und ermordet.

Die jüdische Gemeinde in Schweden regte 1939 eine ähnliche Aktion an. Trotz strenger Regelungen konnten 500 jüdische Kinder nach Schweden geholt werden.


ilse_reifeisenAuch Ilse Reifeisen, geboren 1926 in Dorsten, gelangte im Dezember 1939 so nach Schweden. Sie entkam damit als einziges Mitglied ihrer Familie der Shoah. Zunächst lebte sie in einem Waisenhaus in Stockholm, später in zwei Pflegefamilien in Vänersborg. Ilse war behütet als Einzelkind in Dorsten aufgewachsen und hatte die Schulen der Ursulinen besucht. Ihre Eltern betrieben seit 1922 ein Textilgeschäft in der Essener Straße. Am 28. Oktober 1938 wurde die Familie wie weitere 17.000 staatenlose Juden polnischer Herkunft nach Polen deportiert. Zum Zwecke der »Geschäftsauflösung« gab es im Frühjahr 1939 eine Erlaubnis zur Rückreise. Ilse konnte durch den Kindertransport gerettet werden, die Eltern POSTKARTEIlseanEltern1942und weitere Verwandte wurden 1942 nach Riga deportiert und ermordet.

 


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