Eli (Elias) Marcus war Kaufmann, Schuh- und Antiquitätenhändler und vor allem: westfälischer Mundartdichter. Sein Vater betrieb in Münster an der Rothenburg einen Lederhandel. Er besuchte Grundschule und Realschule in Münster, absolvierte 1870 bis 1872 eine Lehre in Bochum und kam dann nach Münster zurück. Nach Bezahlung von 28,50 Mark erhielt er 1890 das Bürgerrecht der Stadt Münster.Seine erste Frau Ida starb 1889 nach einer Totgeburt im Alter von 26 Jahren. Er übernahm mit seinem Bruder Julius nach dem Tod des Vaters 1890 das väterliche Geschäft, das er nach dem Tod des Bruders bis zum Verkauf 1917 allein führte. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor er sein Vermögen aufgrund der Inflation und musste wirtschaftlich von vorn beginnen. Von 1920 bis 1936 führte er dann ein Geschäft für „Ankauf und Verkauf wertvoller Altertümer und neuer Kunst“.
1891 heiratete er Anna geb. Dinkelspiel. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor. Eli war seit 1913 Mitglied im „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“. Er war bekannt und befreundet mit dem Bildhauer August Schmiemann, dem Musikdirektor Julius Otto Grimm sowie den Schriftstellern Augustin Wibbelt und Hermann Löns. Er fungierte als Beisitzer im Kaufmannsgericht, unterstützte die freie Künstlergemeinschaft „Schanze“ und gehörte zur Jury zur Auswahl von Kunstobjekten für die in den 1920er Jahren stattfindende Ausstellung „Das schöne Münster“. Er war Vorsitzender im „Verein für jüd. Geschichte und Literatur“, sowie eines der bekanntesten Mitglieder in der „Abendgesellschaft des Zoologischen Gartens“.
Marcus war Mit- oder Alleinverfasser der Karnevalsspiele in Münster, die bis 1914 fast jährlich stattfanden. Seine Bühnenstücke und seine plattdeutsche Lyrik waren bedeutend für die Entwicklung der westfälischen Mundart. Sein letztes Rundfunk-Interview gab er 1933. Während des Dritten Reiches wurde er totgeschwiegen und seine Stücke wurden nicht mehr gespielt.
Nach:
Universität Münster: „Ein Haus für die Ewigkeit“. Der jüdische Friedhof in Münster – eine Dokumentation (o.J.)
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