Synagogenbau in Westfalen

Die Architektur der Synagoge spiegelt in gewissem Maße auch den Umgang und die Einstellung einer Mehrheit, der christlichen, zu einer Minderheit, hier der jüdischen, wider Je nach Akzeptanz und Toleranz können die Juden prachtvolle Gotteshäuser errichten oder müssen sich mit in Hinterhöfen versteckten Gebetsräumen begnügen. […]

Die Landgemeinden in Deutschland waren sehr ärmlich. Große Synagogen bauten wie im Mittelalter konnten sich die Juden nicht mehr erlauben, stattdessen mussten sie sich mit kleinen und von der Ausstattung her bescheidenen Betsälen begnügen. […]

Die Dorf- und Kleinstadtsynagogen des 18. Jahrhunderts können in mehrere Bautypen untergliedert werden. Die kleineren Bauten auf dem Land wurden überwiegend als Fachwerksynagogen errichtet. Die Entscheidung für diesen Baustil hing sicherlich mit der geringen Finanzkraft der kleinen Gemeinden zusammen. Sie paßten sich allerdings auch stark dem lokalen Wohnhausbau an. Dabei dürfte der Wunsch, sich von den christlichen Kirchen zu unterscheiden, und vor allem das Bemühen, nicht aufzufallen, eine große Rolle gespielt haben. Die Innengestaltung der Synagogen war dennoch meist sehr prächtig.[…]

In Westfalen hat sich eine Fachwerksynagoge unter anderem in Padberg, heute ein Ortsteil von Marsberg, erhalten. Den Untersuchungen zufolge dürfte die Synagoge etwa um 1790 errichtet worden sein. Der schlichte, mit einem Satteldach versehene Fachwerkbau diente bis 1931 als Synagoge. Die Abwanderung vieler Familien hatte die jüdische Gemeinde bereits vor dem Ersten Weltkrieg auf vier noch in Padberg verbliebene Juden schrumpfen lassen, einige weitere Gemeindemitglieder wohnten in den Nachbarorten. Die Gemeinde löste sich daher 1931 auf und verkaufte die Synagoge an einen Handwerker, der das Gebäude als Werkstatt und Lagerraum benutzte und dabei den Innenraum baulich veränderte.

Auszüge aus: Thomas Ridder, Synagogen in Westfalen, Münster 2000
vollständig hier.

 


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