Bernhard Brilling und die jüdisch-westfälische Geschichte

„In Jerusalem kennt man mich wahrscheinlich besser als hier, zumindest als Wissenschaftler“, so schätzte der Historiker und Rabbiner Bernhard Brilling (1906-1987) seine Bedeutung für Westfalen ein. Von ihm, der eigentlich lieber in Jerusalem gelebt hätte, aber die Errichtung eines Archivs für das deutsche Judentum als Lebensaufgabe ansah und deshalb nach Deutschland zurückkehrte, gingen die bis heute wichtigsten Anstöße zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland aus. Und die jüdische Regionalgeschichte Westfalens wäre ohne ihn in der aktuellen Form nicht denkbar. Geboren in Tremessen (Pbernhard brillingrovinz Posen) und aufgewachsen als Sohn des Kantors der jüdischen Gemeinde Prenzlau in der Uckermark, studierte Brilling Geschichte, Altphilologie und Nationalökonomie in Berlin und Breslau und besuchte ein Rabbinerseminar in Berlin. Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft wurde er von der Hochschule vertrieben. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 verhaftet, war Brilling bis Januar 1939 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Nach der Haftentlassung musste er auf Druck der NS-Behörden emigrieren. Er ging nach Tel Aviv und baute dort ab 1946 das Stadtarchiv auf. Doch sein Hauptinteresse war und blieb der Aufbau eines „Archivs der deutschen Judenheit. Im Jahre 1955 nahm er seine Forschungen in deutschen Archiven wieder auf und 1957 kehrte er ganz nach Deutschland, diesmal nach Westfalen, zurück, promovierte 1958 in Münster und wurde dort wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institutum Judaicum Delitzschianum. Innerhalb des Instituts baute er mit Unterstützung des Bundesinnenministeriums eine Abteilung für die Geschichte der Juden in Deutschland auf.


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